Am 08.11.2018, dem Vorabend der Zerstörung der beiden Synagogen in Leipzig durch den Nazi-Staat, fand im Kultur- und Begegnungszentrums Ariowitsch-Haus Leipzig ein Netzwerktag mit Vorträgen und Projektpräsentationen zu sogenannten Polen Aktion sowie zu den Novemberprogromen in Leipzig statt. Die Veranstaltung diente auch der Präsentation von Arbeitsergebnissen eines vorgeschalteten Workshops "Entrechtet über Nacht", der sich mit den Erinnerungen von Zeitzeugen beschäftigt, in deren Nachlass sich Schilderungen der Ereignisse und damals öffentlich wirkender Personen finden. Erarbeitet wurde neben dem Hintergrundwissen die Lebensgeschichte von 10 Familien, entstanden sind ebenso viele Einträge mit kurzen Audiostücken und Lebenserinnerungen (www.remembering-leipzig.de; www.enterhistory.de).im Anschluss an den Netzwerktag fand beginnend am Ariowitsch-Haus eine Demonstration „Erinnern – für eine offene Gesellschaft“, organisiert vom Initiativkreis 9. November, mit rund 1500 Teilnehmern durch Leipzig statt.
Workshop verfemte Musik im Zeigner-Haus in Leipzig
Am 17.09.2018 fanden 2 Workshops mit Schülerinnen und Schülern aus Leipzig im Erich Zeigner Haus zum Thema verfemte Musik statt. Das Duo WalterBosch mit den Musikerinnen Cornelia Walther und Vanessa Bosch vermittelte anhand von im Dritten Reich verbotenen Musikstücken den Alltag verfemter Komponisten und Musiker und damit zugleich die Lebenssituation von Verfolgten im Nazisystem, von denen viele in Konzentrationslager kamen und umgebracht worden.
An beiden je zweistündigen Workshops nahmen insgesamt rund 50 Schülerinnen und Schüler und deren Lehrer von 8. und 9. Schulklassen aus 4 Leipziger Schulen teil. Wegen der großen Resonanz sollen die Workshops 2019 fortgesetzt werden. Sie werden von der Holger Koppe-Stiftung gefördert und finden in Zusammenhang mit dem Fritz-Bauer-Institut und dem Erich Zeigner Haus e. V. statt.
Drei Ensembles in zum Teil ungewöhnlichen Kombinationen sind die Preisträger des 3. Mitteldeutschen Jugendmusikpreises, der am 22.09.2018 im Händel-Haus in Halle von der Holger Koppe-Stiftung verliehen wurde.
Die Preisträger wurden von den 3 Landesmusikräten aus Sachsen, Sachsen-Anhalt und Thüringen vorgeschlagen, mit denen die Stiftung bei der Preisverleihung zusammenarbeitet. Aus Magdeburg und Halle kommen die beiden Preisträger am Percussion, Jacob Lehmer und Max-Ferdinand Zeh. Beide sind Schüler am Musikzweig der Latina August Hermann Francke und Schüler der Schlagzeugklasse Hagen Hauser.
Vom Landesmusikrat Thüringen wurden die Geschwister Franziska Stemmer (Klavier) und Michael Oliver Stemmer (Saxophon) vorgeschlagen. Sie besuchen das Musikgymnasium Schloß Belvedere der Hochschule für Musik Franz Liszt in Weimar.
Aus Sachsen kommen die 3 Hornisten Noam Benjamin Baltrusch, Constantin Pätz und Daniel Schimmer und alle 3 lernen am Heinrich-Schütz-Konservatorium in Dresden. Alle Ensembles haben schon mehrfach erfolgreich am Bundeswettbewerb Jugend musiziert teilgenommen und alle Musiker spielen noch mehr Instrumente. Der Stifter Dr. Holger Koppe wies in seiner Ansprache auf die Bedeutung gemeinsamen Musizierens für den Zusammenhalt der Gesellschaft und für Toleranz hin. Weitere Ansprachen hielten der Präsident des Landesmusikrats Sachsen-Anhalt, Gerhard Miesterfeld, und für das Kultusministerium Claus Peter Boßmann.
Foto: Dr. Holger Koppe, Max-Ferdinand Zeh, Jacob Lehmer, Franziska Stemmer, Michael Oliver Stemmer, Constantin Pätz, Noam Benjamin Baltrusch und Daniel Schimmer.
Am 14.09.18 wurde am Mahnmal der vergessenen Kinder in Frankfurt des Tages gedacht, an dem 1942 das jüdische Waisenhaus geräumt und die Kinder und ihre Betreuer in das KZ Theresienstadt gebracht wurden. Von dort wurden sie in das KZ Auschwitz transportiert und nahezu alle Kinder wurden dort ermordet. Schwerpunkt der musikalisch von Schülern der Carl Schurz Schule musikalisch umrahmten Veranstaltung war diesmal das Gedenken an die ermordeten Betreuer der Kinder. Eine ausführliche Dokumentation haben wir Ihnen als PDF zum Download bereitgestellt
Foto: Am Mikrofon Volker Mahnkopp, links daneben Natascha Schröder-Cordes, rechts Bärbel Lutz-Saal, Initiatoren des Mahnmals und der Gedenkveranstaltungen.
Aus Anlass des 50. Todestages des früheren hessischen Generalstaatsanwalts Fritz Bauer, u. a. Initiator des Auschwitz-Prozesses, fand am 01.07.2018 eine Festveranstaltung in der Frankfurter Paulskirche mit dem Bundespräsidenten Frank-Walter Steinmeier statt. Der Bundespräsident würdigte Fritz Bauer als eine der Schlüsselfiguren auf dem Rückweg Deutschlands in die Gemeinschaft der Völker, der deshalb zu seiner Zeit aber vielfach angefeindet wurde. U. a. führten seine Ermittlungen zur Feststellung des Aufenthaltsorts von Adolf Eichmann, einem der Organisatoren der Judenvernichtung, der nach dem Krieg in Buenos Aires untertauchte und dem 1961 in Jerusalem der Prozess gemacht wurde. Erst viele Jahre nach seinem frühen Tod wurde seine Lebensleistung erkannt und anerkannt.
Die von der Holger Koppe-Stiftung geförderte Veranstaltung wurde vom Fritz Bauer Institut zur Geschichte und Wirkung des Holocaust durchgeführt.
Requiem für Auschwitz
Im Rahmen der „Kulturwochen gegen Antiziganismus“ und aus Anlass des Jahrestags der Deportation der Wiesbadener Sinti nach Auschwitz fand am 19.06.2018 im dortigen Staatstheater in Anwesenheit von Ministerpräsident Volker Bouffier ein „Requiem für Auschwitz“ mit einem Konzert der europäischen Roma und Sinti Philharmoniker statt. Das Requiem wurde von Roger Moreno-Rathgeb komponiert, künstlerischer Leiter des Orchesters ist der Dirigent Riccardo M. Sahiti. Veranstalter war der Philharmonische Verein der Sinti und Roma, Frankfurt am Main, e. V. Das Konzert wurde von der Holger Koppe-Stiftung gefördert.
Foto: Ministerpräsident Volker Bouffier und Romani Rose, Vorsitzender des Zentralrats der Sinti und Roma in Deutschland. Sitzend rechts: Emil Mangelsdorff, Mitinitiator und Jazzmusiker.
Konzert mit Werken ermordeter Komponisten aus Theresienstadt
Am 14.05.2018 fand ein Konzert des Ensemble Modern im Museum Judengasse mit Werken von Komponisten aus Theresienstadt statt. Veranstalter war die Gesellschaft der Freunde und Förderer des jüdischen Museums Frankfurt. Zur Aufführung gelangten Stücke von Hans Krasa, Gideon Klein und Pavel Haas. Alle drei waren bis 1944 als Musiker und Künstler tätig und gehörten nach der Besetzung Tschechiens durch die Deutschen als jüdische Häftlinge dem Lagerorchester Theresienstadt an. Sie wurden am 16.10.1944 mit der Auflösung des Lagerorchesters gemeinsam nach Auschwitz deportiert und ermordet. In seiner Einführung wies der frühere Präsident der Musikhochschule Frankfurt, Thomas Rietschel, darauf hin, daß es sich bei allen dreien um hochbegabte Künstlerpersönlichkeiten handelte, deren Lebenswerk durch die Nationalsozialisten jäh unterbrochen wurde und an die das Konzert erinnern sollte. Es wurde von der Holger Koppe-Stiftung gefördert.
Foto: Andreas von Schoeler, ehem. Frankfurter Oberbürgermeister und Vorsitzender des Vereins der Freunde des Jüdischen Museums, rechts Thomas Rietschel, ehem. Präsident der Musikhochschule, der die Einführung zum Konzert sprach. Im Hintergrund oben: Trude Simonsohn, Auschwitz-Überlebende und Frankfurter Ehrenbürgerin.
Der Fall Olga Benario
Am 25.04.2018 fand im Gallus-Theater in Frankfurt die Szenische Lesung zu Olga Benario, einer deutschen Komintern-Agentin jüdischer Herkunft statt, die 1936 zusammen mit dem brasilianischen Kommunisten und Partner Carlos Prestos wegen eines Putschversuchs in Brasilien verhaftet und hochschwanger nach Deutschland ausgeliefert wurde. Ihre Tochter Anita kam im Frauengefängnis in Berlin zur Welt und wurde der Mutter nach 14 Monaten weggenommen. Über das Konzentrationslager Ravensbrück wurde sie 1942 in die Tötungsanstalt Bernburg gebracht und ermordet. Die Schauspieler Ute Kaiser, Gabriela Börschmann und Martin Molitor lasen aus dem Briefwechsel der beiden Häftlinge sowie aus der 2015 veröffentlichten Gestapo-Akte Olga Benarios. Carlos Prestos war bis 1980 Vorsitzender der KP Brasiliens, aus der er 1982 austrat. Veranstalter der von der Holger Koppe-Stiftung geförderten Lesung war die Regionalgruppe Rhein-Main von Gegen Vergessen - für Demokratie. Foto: Szenische Lesung im Gallustheater